Tragende Säulen einer Entscheidung
Mein persönlicher sowie beruflicher Werdegang wird durch fünf Werte bestimmt. Diese schlagen sich in meinem Handeln, meiner Denkweise sowie in meinen Interaktionen nieder. Diese Werte empfinde ich als tragende Säulen für einen wahrhaftigen Umgang mit sich und mit anderen. Als maßgebliches Ergebnis des Lebens dieser Werte sehe ich eine Person, die mit sich vollkommen im Reinen, eine „fully functioning person“, und gewappnet mit flexiblen Strategien ist. Im Folgenden sollen die Begrifflichkeiten näher definiert werden.

Wachstum
Alles strebt zum Wachstum hin. Das zeigt sich in der Natur, in der Aktualisierungstendenz des Menschen nach Rogers, der Evolution oder dem Weltall. Als Wert steht Wachstum für den Drang, sich weiterzuentwickeln: neue Fähigkeiten zu erlernen, bestehende zu optimieren, größer, weiter, mehr zu werden – ob nach außen hin oder im eigenen Inneren. Dabei steht größer, weiter, mehr nicht nur für eine Expansion in die Breite, sondern vor allem in die Tiefe. Je mehr der Mensch in sich wächst, desto mehr kommt er bei sich selbst an. Die nach Rogers „fully functioning person“ beschreibt eine Person, die das Wachstum in sich inkorporiert hat und mit dem Wachstum lebt. Menschen, die sich der Möglichkeiten des eigenen Wachstums bewusst sind, sehen Hindernisse als Lernerfahrungen, sind reflektierter in ihren Handlungen und Denkweisen und offen für Optimierungen. Das macht sie zu flexibleren Akteuren im Leben.
Integrität
Ein integrer Mensch handelt gemäß seinen Worten. Das, was er postuliert, wendet er selber an. Er ist eindeutig in seinen Aussagen und klar in seinen Konsequenzen. Ziel, Fokus und Handlungen sind transparent, nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere. Integrität bringt es mit sich, dass Meinungen oder Entscheidungen stabiler und weniger anfällig für spontane Umschwünge sind. Um diese Entschlusskraft zu gewährleisten, werden feste Meinungen und Entscheidungen erst nach reiflichem Überlegen und Abwägen getroffen. Das gibt dem integren Menschen den Antrieb, seine Überzeugungen auch gegen Widerstände und widrige Umfelder zu verteidigen. Integrität sorgt dafür, dass das, was im Inneren ist, reflektiert, in klare Strukturen sortiert und nach sowie gegen das Außen getragen werden kann.
Mut
Mut steht in diesem Konzept für die Startenergie, die es braucht, um Dinge umzusetzen. Der erste Schritt ist immer der schwerste. Mut ermöglicht es, die Ängste zu überwinden und entgegen unseren Befürchtungen zu handeln. Damit ist Mut die Voraussetzung dafür, in die Umsetzung zu gehen, vor allem da, wo es sich um unbekanntes Terrain handelt. Mut, ähnlich wie Motivation, eröffnet den Zugang zu Energiereserven, die im Alltag nicht immer zu spüren sind. Das Gefühl “gerade mutig zu sein” beflügelt Körper und Geist und schafft einen Hebel, um auf das nächste Level aufzusteigen und das gewisse an “Mehr” zu erlangen. Mut ist der Antagonist der Angst und damit ein starkes Instrument bei allen Entwicklungen.
Aufrichtigkeit
Die Aufrichtigkeit wird häufig in Bezug auf die Außenwelt definiert. Bevor der Mensch aufrichtig im Außen sein kann, benötigt es eine Aufrichtigkeit sich selbst gegenüber. Das macht eine innere Auseinandersetzung mit den eigenen Wünschen, Bedürfnissen und dem Charakter vonnöten. Die Aufrichtigkeit bringt den Kern des Menschen ans Tageslicht: seine Motive. Dabei geht es bei diesem Wert nicht darum, positive von negativen Motiven zu unterscheiden, sondern lediglich, sich der treibenden Motive gewahr zu sein. Aufrichtiges Handeln und Denken führt zu einem kongruenten Leben und zu einer nach außen hin strahlenden Klarheit. Das hilft der Umwelt, den Menschen richtig wahrzunehmen und verringert Missverständnisse. Aufrichtigkeit muss zweifach gerichtet sein, nach außen und innen, um als Wert gelebt zu werden. Transparenz ist damit ein Teil der Aufrichtigkeit.
Fairness
Fairness bezieht sich als Wert, nicht nur, aber sehr stark auf das Außen. Im Fokus steht die gerechte Behandlung eines Jeden. Unabhängig von der finalen Konsequenz geht es in erster Linie darum, eine Gleichbehandlung zu schaffen. Fairness steht dafür, jedem eine Chance zu geben. Damit sind Vorverurteilungen per se ausgeschlossen. Die Fairness geht einher mit einer gewissen Grund-Akzeptanz für jede Situation und Person. Anders als beim Vertrauen, ist es für die Fairness irrelevant, ob eine Interaktion ein positives Ende hat. Im Gegenteil, Fairness kommt auch bei Konkurrenzkämpfen zu tragen, wo entgegengesetzte Ziele verfolgt werden. Somit bietet Fairness eine neutrale Interaktionsebene für Begegnungen gleich welcher Art, die den Beteiligten eine größtmögliche Chance auf einen konfliktfreien Kontakt ermöglicht. Fairness hilft dabei, den großen Rahmen zu sehen, statt nur die eigene Sichtweise.