Der andere spürt das. Sofort. Hier beginnt der Unterschied zwischen „Ich hoffe, das Gespräch läuft gut“ und „Ich weiß, wie ich es steuern kann“.
Wie führe ich konstruktive Konfliktgespräche?
Ballast – Brücke – Botschaft
Mein Ansatz besteht aus drei klaren Schritten – entwickelt aus der Praxis, gestützt auf Erkenntnisse aus Kommunikationspsychologie und Verhaltenstheorie. Sie greifen ineinander und folgen einer festen Reihenfolge. Sie sorgen dafür, dass schwierige Gespräche nicht eskalieren, sondern in eine konstruktive Richtung laufen.
Warum das funktioniert:
Das funktioniert, weil alle Beteiligten berücksichtigt werden und dennoch der Fokus konsequent bei einem selbst bleibt. Denn: ich kann nur mein eigenes Handeln kontrollieren.
Wer diese Verantwortung annimmt, sorgt dafür, dass der erste Aufschlag sitzt und das Gespräch auf einem tragfähigen Fundament startet.
Hilfestellung für eine erfolgreiche Gesprächsführung
Ob Feedbackgespräch, BEM, Konfliktklärung oder Teammeeting – die meisten Schwierigkeiten entstehen nicht durch fehlende Fakten, sondern durch:
- Zu viel Ballast: Vorurteile, alte Konflikte, Erwartungen.
Weil jedes Gespräch bevor du redest beginnt – mit dem, was du im Kopf hast. - Fehlende Brücke: Keine Verbindung zueinander, kein Vertrauen, keine Öffnung.
Weil Vertrauen vor den Inhalten kommen muss, sonst kommen deine Worte nicht an. - Schwache Botschaft: Unklare Intention, unpassender Ton, fehlende Empathie.
Weil Worte nur wirken, wenn die Verpackung stimmt.
Schritt 1: Ballast – Haltung vor Worten
Was es ist:
Alles, was du vor dem Gespräch denkst oder fühlst: Vor-Urteile, alte Konflikte, Interpretationen, Erwartungen.
Warum zuerst:
Ballast färbt jede Formulierung, jede Handlung, jede Entscheidung. Wenn du ihn nicht prüfst, übernimmt er die Führung.
Praxisbeispiel aus HR:
- HR im Krankheitsfall: „Der hat schon dreimal Montags gefehlt – der macht blau.“
- Führungskraft im Feedback: „Mein Schichtteam ist hart im Nehmen. Die brauchen kein Yoga und Co.“
Unreflektiert:
Du nimmst selektiv wahr und siehst nur die Bestätigung für dein Urteil.
Reflektiert:
Du gehst rein wie in ein Erstgespräch – offen, ohne vorgefertigtes Urteil.
Schritt 2: Brücke – Vertrauen vor Inhalt
Was es ist:
Die Verbindung zwischen dir und dem anderen.
Warum an zweiter Stelle:
Ohne eine Verbindung kommt deine Botschaft nicht an – egal, wie gut sie ist.
Praxisbeispiel einer Führungskraft:
- Mitarbeiter bleibt im Gespräch still und nickt jede Entscheidung ab, beschwert sich aber hintenrum.
- Auf Nachfrage zur Aufgabenlast kommt nur „Alles gut“, obwohl Deadlines versäumt werden.
Ohne Brücke:
Kommunikation bleibt an der Oberfläche.
Mit Brücke:
Kommunikation erlaubt Fehler und Lücken und ermöglicht Aufrichtigkeit.
Schritt 3: Botschaft – Wirkung vor Sprache
Was es ist:
Neben der Wortwahl zählt vor allem deine Intention, dein Tonfall, die emotionale Verpackung.
Warum zuletzt:
Wenn Ballast reduziert wurde und die Brücke steht, kann deine Botschaft ankommen, ohne dass sie Abwehr auslöst.
Praxisbeispiel aus dem Team:
- Motivierte Kollegin: „Lass mich das machen. Bei mir geht das schnell.“ – Hilfsbereit oder herablassend?
- Kollege am Ende des Meetings: „Dann macht ihr halt…“ – Zustimmung oder Rückzug?
Unbewusst gesendet:
Gut gemeint, schlecht formuliert.
Bewusst gesendet:
Klar ausgedrückt, so dass die Intention mitgehört wurde.
Was du bei der Mitarbeiterkommunikation beachten solltest
- Vor dem Gespräch: innerlich Ballast prüfen, Brücke planen, Botschaft formulieren.
- Im Gespräch: Wenn’s hakt, prüfen: Hänge ich am Ballast? Ist die Brücke weg? Ist die Botschaft falsch verpackt?
- Nach dem Gespräch: Rückblick – wo war der Engpass? Habe ich die Kontrolle über Ballast, Brücke oder Botschaft verloren?
Proaktives Konfliktmanagement: So verbesserst du die Kommunikation im Unternehmen
Teamwork durch Sprache
Wenn Teams ihre eigenen Kommunikationsmuster kennen, verstehen sie sich besser. Konflikte werden schneller erkannt, Missverständnisse vermieden und Lösungen tragfähiger.
Gesunde Führung
Individuelles Sparring zu Erwartungen, Kommunikation und Führungsstil machen sichtbar, wo Wirkung verfehlt wird. So entsteht eine Führung, die klar und empathisch ist.
Mini-Check up im Gespräch:
- Ballast: Lasse ich mich gerade von Interpretationen leiten?
- Brücke: Zeige ich ihm, dass ich ihn als Mensch respektiere – unabhängig von der Situation?
- Botschaft: Kommt meine Intention rüber oder muss ich nochmal umformulieren?
Schwierige Gespräche brauchen keine dicken Handbücher, nur die richtigen Stellschrauben in der richtigen Reihenfolge. In meinem Workshop für Führungskräfte und Teams trainieren wir verschiedene Kommunikationstechniken, sodass du in jeder Situation klar, empathisch und lösungsorientiert bleibst.
FAQ: Mitarbeitergespräche führen
Indem du dir vorab bewusst machst, welche Erwartungen, Annahmen oder Emotionen du mitbringst. Das reduziert unbewusste Trigger und erhöht die Chance auf einen konstruktiven Start.
Mache dir bewusst – es geht hier nicht um deine Person, sondern um Lösungen zu einem Thema. Prüfe innerlich: Reagiere ich auf Fakten oder auf meine Interpretation? So vermeidest du Eskalation.
Prüfe zuerst die Brücke: Fühlt sich dein Gegenüber gesehen und verstanden? Wenn nicht, baue diese Verbindung auf, bevor du inhaltlich weitermachst. Frage nach, welche Aussage nicht gut aufgenommen wurde.
Frage nach, was dein Gegenüber aus deinen Ausführungen behalten hat? Finde raus, welcher Aspekt anders angekommen ist. Formuliere dein Anliegen nochmal um.
Schaffe eine gemeinsame Kommunikationsbasis – z. B. durch Workshops, in denen Haltung, Verbindung und Botschaften bewusst trainiert werden.
Weil jeder Schritt auf dem vorherigen aufbaut:
Ballast weg → du bist offen genug, um die Brücke zu bauen.
Brücke steht → deine Botschaft hat überhaupt eine Chance.
Fehlt die Brücke, bleibt die Botschaft irrelevant für den Empfänger. Ist zu viel Ballast da, färbt er das ganze Gespräch negativ ein.


